1921

1921

Ein kurzer Einblick auf die Vorgeschichte und die Ereignisse von 1921 – dem Geburtsjahr des Burgenlands

Die Habsburgermonarchie wurde im 19. Jhdt. verstärkt mit einem „Erwachen der Völker“ konfrontiert. Vor allem die Ungarn forderten hier Eigenständigkeit, welche sie durch den „Ausgleich“ von 1867 durch die Umgestaltung der Monarchie in eine „österreichisch-ungarische Doppelmonarchie“ auch zu einem gewissen Grad erreichten. Der erwachte Nationalismus der Ungarn war im Bestreben Ungarisch als Amtssprache einzufordern sehen. Dieses wurde 1844 umgesetzt. Ungarisch galt als Amtssprache für Behörden, Gerichte und höhere Schulen. Dies betraf alle ungarischen Gebiete, somit auch Leithaprodersdorf. In Gebieten die mehrheitlich deutsch, slowakisch, rumänisch, kroatisch oder serbisch war, durfte die Muttersprache nur auf der untersten Verwaltungsebene zum Einsatz kommen. Die Gemeinden mussten offiziell ihre ungarische Bezeichnung anführen. So findet man in offiziellen Dokumenten unserer Gemeinde bzw. als Adresse privaten Schriftverkehrs dieser Zeit stets die Bezeichnung Lajtapordány. Diese Magyarisierungspolitik wurde vor allem in kleineren ländlichen Gemeinden mit nicht ungarischer Mehrheit abgelehnt. Problematisch war diese Politik vor allem im Bereich der Bildung. Kinder aus bäuerlichen Familien mussten in der Schule Ungarisch lernen, jedoch blieb die deutsche Sprache in den Dörfern weiterhin bestimmend. Aus diesem Grund vergaßen die Kinder meist ihre Ungarisch Kenntnisse und sprachen ihren deutschen Dialekt. Die deutsche Hochsprache beherrschten sie jedoch ebenso wenig, wie das Ungarische.

Politisch gab es schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts Bestrebungen der Alldeutschen Bewegung unter Georg Ritter von Schönerer und später auch der Christlichsozialen die deutschen Gebiete Westungarns Österreich anzuschließen. Man stellte Überlegungen an die Raab und nicht die Leitha als Grenzfluss anzuerkennen. Durch den Ausbruch des 1. Weltkrieges mussten diese Ideen aber anderen Interessen untergeordnet werden.

 

Das Ende des Ersten Weltkrieges brachte auch das Ende der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn. Die vielen verschiedenen Nationalitäten des Vielvölkerstaates sahen nun ihre Chance zur Selbständigkeit. So sahen auch die Ungarn keine Möglichkeit der Weiterführung der Vereinbarungen von 1867 und riefen am 16. November 1918 die ungarische Republik aus. Jedoch befanden sich innerhalb dieses neuen Ungarns verschiedene Nationalitäten, die ebenfalls nach Gleichberechtigung strebten. Nachdem die erste Regierung keine Lösung anbieten konnte, musste sie abdanken und eine Rätediktatur wurde ausgerufen, welche jedoch ebenfalls bald aufgelöst wurde.

Was sollte mit den mehrheitlich deutschsprachigen Gebieten Westungarns passieren? Die Bevölkerung war in dieser Frage gespalten. Forderten die Bauern eine Loslösung von Ungarn, so strebten Großgrundbesitzer, Geistliche und Beamte den Verbleib bei Ungarn an. Vertreter der Bürgerlich-radikalen Partei und die Sozialdemokraten forderten wiederum eine Autonomie dieser Gebiete.

Es gab verschiedene Lösungsversuche. So hatten zwei Matterburger Brüder die Idee eine „Republik Heinzenland“, einem selbständigen Staat zwischen Österreich und Ungarn, zu gründen. Im Südburgenland stimmte man in 40 Gemeinden wiederum geheim über einen Anschluss des Gebietes an die Steiermark ab.

Generell war ein Trend zur Angliederung an Deutsch-Österreich zu spüren, den die ungarische Regierung mittels eines neuen Gesetzes, das der deutschen Volksgruppe mehr Selbstbestimmung geben sollte, abzuschwächen versuchte.

Die Friedensverhandlungen

Österreich wurde von den Siegermächten als „neues Land“ akzeptiert und erhielt einen Friedensvertrag. Trotzdem galt es als Verliererstaat. Auch Ungarn zählte als Teil der ehemaligen Doppelmonarchie zu den Verlierern und musst die Bestimmungen und Beschlüsse der Friedenskonferenzen Folge leisten.

Die Friedenverhandlungen bezüglich Österreich erfolgten in Saint-Germain-en-Laye, während über das Schicksal Ungarns in Trianon verhandelt wurde.

Eine wichtige Aufgabe der Verhandler war es, das Selbstbestimmungsrecht der Völker zu wahren, was Österreich im Falles Westungarns zugutekommen sollte. Es erhob Anspruch auf die Komitate mit deutscher Mehrheit und gab dafür nicht nur nationalistische, sondern auch wirtschaftliche Gründe an, da Westungarn als wichtiges Versorgungsgebiet Wiens galt.

Bereits Mitte Juni 1919 wurde über die neuen Grenzen Ungarns entschieden. Im Friedensvertrag vom 10. September 1919 wurden die westlichen Gebiete der Komitate Wieselburg, Ödenburg und Eisenburg Österreich zugesprochen.

Ungarn wurde durch die Friedensbeschlüsse von Trianon 1920 zu einem Kleinstaat reduziert. Dies erregte natürlich den Unmut der ungarischen Regierung, die die Verluste im Westen als besonderen Schmach betrachtete, den man nicht ohne Widerstand akzeptieren wollte.

Im August 1921 sollte eine interalliierte Kommission in Ödenburg das Gebiet an Österreich weitergeben. Die Grenze sollte von Gendarmerie und Zollwache bewacht werden. Die Situation begann sich zu verschärfen. Bei Schießereien wurden Beamte der Gendarmerie getötet oder verletzt. Ungarische Freischärler drangen bis in die Steiermark vor. Auch im nördlichen Burgenland kam es zu bewaffneten Auseinandersetzungen.

Schließlich wurde Ungarn im „Venediger Protokoll“ zur Übergabe des Burgenlandes an Österreich verpflichtet. Als Kompromiss sollte die Bevölkerung im Gebiet um Ödenburg über den Verbleib bei Ungarn mittels Volksabstimmung befragt werden. Am 14. Dezember 2021 fand schließlich eine Abstimmung statt. Diese ging mit 65,08 % für den Verbleib bei Ungarn aus. Die österreichische Regierung wollte das vorerst Ergebnis nicht anerkennen, da es mit viel Propaganda und unlauteren Mitteln zustande gekommen war. So wurden ungarische Studenten und Soldaten zur Abstimmung ins Land gebracht und Verstorbene mitgezählt. Grund für den Ausgang des Plebiszits war vor allem die proungarische Haltung der bürgerlichen und akademischen Kreise, sowie wirtschaftliches Denken der Kleinbauern, die in Österreich keine Zukunft sahen.

Da Budapest eine Wiederholung strikt ablehnte und wirtschaftliche Kooperation mit Wien versprach, wurde der Einwand zurückgezogen. Damit musste Österreich den Verlust eines wichtigen Versorgungsgebietes und Verkehrsknotenpunktes hinnehmen. Dem Burgenland war die Hauptstadt genommen worden.

Der Name „Burgenland“ entwickelte sich aus einer Idee des Rechtsanwalts Karl Amon, der aufgrund der Endung der beanspruchten Komitate Wieselburg, Ödenburg, Pressburg und Eisenburg, die Bezeichnung „Vierburgenland“ vorschlug. Durch die Grenzziehung blieb jedoch keine der Komitatsstädte beim Burgenland. Bei den Friedensverhandlungen in Saint-Germain änderte Karl Renner den Namen auf „Dreiburgenland“ um die Tschechen nicht zu verärgern. Bei einem Empfang für Vertreter der Anschlussbewegung in Paris soll schließlich der Name „Burgenland“ gefallen sein, der im Jänner 1921 bereits als offizieller Name des jüngsten Bundeslandes galt.

 

Quellen:

Die Presse: „100 Jahre Burgenland.“ Wien, 1921.

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